Im Moment werden wir sehr oft gefragt, wie die aktuell schreckliche Situation in Äthiopien unsere Rösterei und die Menschen vor Ort betrifft. Im Folgenden gibt Felix, der Gründer von Solino, einen Einblick in seine Reise nach Äthiopien.
Ich war vor 3 Wochen in Addis Abeba und habe dort für eine Woche in der Rösterei mit allen gearbeitet. Die Stimmung ist bei allen Mitarbeiter:innen insgesamt positiv, besonders weil die Arbeitsplätze sicher sind und wir sehr viel Kaffee rösten. Weil wir auch für 2022 sehr optimistisch sind und neue Produkte einführen (z.B. einen „single origin“ Yirgacheffee Spezialitätenkaffee), freuen sich alle. Die Reise zu unserer Witate Kaffeekooperative in Illubabor musste ich aber leider verschieben.
Ein sehr großes Problem ist aktuell die enorme Inflation und die wirtschaftliche Situation. Besonders Lebensmittelpreise steigen extrem und gleichzeitig haben viele Menschen durch die militärischen Auseinandersetzungen ihre Jobs verloren. Für Menschen die im Tourismus, den Hotels und Restaurants arbeiten ist die Lage dramatisch. An vielen Orten gibt es morgens lange Schlangen um an subventioniertes Brot zu kommen. Nur das Benzin ist nach wie vor extrem günstig und ist auch nicht teurer geworden. Angeblich, weil frühere Regierungen erlebt haben, dass ein Anstieg der Benzinpreise sehr schnell zu enormen Unruhen führt. Diese würden das Land dann wahrscheinlich endgültig außer Kontrolle bringen.
Die extreme Devisenknappheit führt dazu, dass man nichts mehr importieren kann. Obwohl unsere Rösterei viel exportiert und Euro einnimmt, kann sie aktuell wichtige Verpackungsmaschinen und Lasersorter nicht kaufen. Auch andere Materialien für die Produktion sind extrem knapp und teuer: Wellpappe für Umkartons, Papier für Etiketten oder Tinte für die Drucker. Ohne solche Materialien können wir nicht produzieren und wir kämpfen darum unsere Sicherheitsbestände zu erhöhen.
Da der Kaffeeanbau im Süden des Landes ist, bekommen wir zum Glück genügend grünen Kaffee aus den Kaffeekooperativen. Die Verbindung von Addis Abeba zum Hafen nach Djibouti ist dagegen öfter gesperrt gewesen, da es auch dort Kämpfe gab.
Unterwegs in der Stadt wirkte alles friedlich, auch wenn man abends öfter militärische Kontrollen erlebt. Als Europäer wird man nach wie vor, auch auf der Straße immer freundlich behandelt. Dass die äthiopische Regierung gegenüber westlichen Ländern kritisch ist, erlebt man in der Bevölkerung nicht.
Wir hoffen alle, dass die Situation bald wieder besser wird. Im Kleinen können wir von Solino aktuell nur dafür sorgen, dass unsere Produktion weiter stabil läuft. Die 150 Arbeitsplätze sind sicher und sollten idealerweise weiter wachsen um mehr Jobs zu schaffen. Das hilft den Menschen im Moment am meisten.